Der Raum drückt und zieht
in meinem Ohr

| Ruheorte.Hörorte.|

01.- 10.12.2022 | im Veloparkhaus am Bahnhofplatz Dietikon

Das Limmattal klingt, und zwar immer und oftmals anders als gewünscht. Doch hilft da einfach weghören, wegsehen?

In einer unkonventionellen Ausstellung geht der Zürcher Fotograf Björn Siegrist mit seinen Werken im Zusammenspiel mit der Klanginstallation des renommierten Klangkünstlers Andres Bosshard der Frage nach, ob Bildern gelauscht oder Klänge betrachtet werden können. Dabei decken sie auf, was beim Weghören und Vorbeisehen verloren geht.

Mit der Wahl des Galerieraumes - das öffentliche Veloparkhaus am Bahnhof Dietikon - bleibt diese Auseinandersetzung mit dem Lebensraum Limmattal und dessen Klang keine theoretische Auseinandersetzung unter Laborbedingungen, sondern fliesst unmerklich in unsere alltäglichen Umgebung über.

Ist das die Klanginstallation oder rauschen da wirklich die Blätter? Habe ich diese Rückfassade zuvor in der Ausstellung gesehen oder habe ich die gerade eben selbst entdeckt?

Was zu (nicht) sehen ist - Geräusche sehen und Orte hören

Die ausgestellten Werke zeigen auf den ersten Blick wenig. Doch wer genau hinsieht, kann die Orte hören.

Die Klanginstallation von Andres Bosshard funktioniert umgekehrt. Der genaue Ursprung des hörbaren Klanges bleibt im Unklaren, doch wer genau hinhört, macht sich ein zugehöriges Bild.
Ob das Gehörte und das Gesehene, bzw. der Klang und die Fotografien korrespondieren, bleibt offen.

Die ausgestellten Orte und Klänge sind den Bewohnerinnen und Bewohnern Dietikons eigentlich bekannt, stammen sie doch allesamt aus Dietikon und der nahen Umgebung. Wahrscheinlich wurden sie aber wohl bisher nicht wirklich wahrgenommen.

(…) Siegrist schaut da hin, wo andere wegsehen und zeigt die stillen und noch unentdeckten Orte in Dietikon und Umgebung.

Besucherinnen gehen mit offenen Ohren und Augen aus dem Ausstellungsraum und entdecken ihre Alltagsumgebung als Kunstinstallation. Sie machen sich auf den Nachhauseweg mit dem Gefühl, dass es auch zuhause in Dietikon noch einiges zu entdecken gibt…

Links:
Andres Bosshard

Ein offener Ort - das Veloparkhaus als Galerie

Nach den beiden Ausstellungen Offene Ausstellung (2021, die grossformatigen Fotografien waren auf Weltformat-Werbetafeln in Kreis 5 verteilt) und der Ausstellung Panama (2022, die Fotografien waren als Bildkomposition in einem Schaufenster zu finden), zeigt Björn Siegrist einmal mehr seine Werke nach nicht im temperierten White-cube, sondern macht den öffentlichen Raum zur Gallerie.

Dieses mal wird das Veloparkhaus in Dietikon zum Museum.

Die Installation nimmt die in den 90ern zu Beginn hoch gelobte und seither immer wieder diskutierte Architektur (Ueli Zbinden, 1992, siehe Links) auf und geht auf sie ein. Die Bilder auf den feinen Metallplatten hängen sich im wahrsten Sinne des Wortes in die leichte, aufgehängte Konstruktion aus Stahl und Glas.

Das Veloparkhaus Dietikon ist bereits seit Mai dieses Jahres zum Haus der Kunst geworden: Mit der Installation «Wasserschloss im Velohaus» des Klangkünstlers Andres Bosshard im Rahmen des Projektes «Ruheorte.Hörorte» in Kooperation mit Birdsong Media sind im Velohaus am Bahnhofplatz Dietikon verschiedene Orte im Limmattal zu hören.

Nun erhält die bestehende Klanginstallation mit der Fotografie eine neue Mitspielerin, einen neuen Aspekt.

Links:

Ein Parkhaus für Velos : damit schuf Architekt Ueli Zbinden auf dem Bahnhofsplatz von Dietlikon ein Novum”, Hochparterre 6-1993

“Konzertierte Resträume : Zentrumsgestaltung Stadt Dietikon : Architekt Ueli Zbinden”, Hochparterre 6-1993

“Früher Top – heute Flop: Das Velohaus gerät aufs Abstellgleis”,Limmatthaler Zeitung 24.04.2015

Ruheorte.Hörorte. - das Rauschen an den Hängen

Das Thema Lärm bleibt für das Limmattal und seine Bevölkerung eine Herausforderung. Der dichte Siedlungsraum und der steigende Verkehr wirken sich direkt auf die Geräuschkulisse aus, im gesamten Limmattal herrscht ein ständiges Hintergrundrauschen

Darüber hinaus wird jedoch dem Klang im öffentlichen Raum wenig Beachtung geschenkt. Er wird erst dann zum Thema, wenn er stört, wenn der Klang zu Lärm geworden ist.

Wie wir uns die akustische Qualität im Limmattal bewusster machen und pflegen können, damit beschäftigt sich Klangkünstler Andres Bosshard im Rahmen des Projektes «Ruheorte.Hörorte». Seit Mai dieses Jahres sind mit der Installation «Wasserschloss im Velohaus» in Kooperation mit Birdsong Media am Bahnhofplatz Dietikon verschiedene Orte im Limmattal im Velohaus zu hören.

Das Projekt «Ruheorte.Hörorte. Akustische Qualität im Limmattal» wird als Modellvorhaben für nachhaltige Raumentwicklung vom Bund sowie von weiteren kantonalen Stellen und der Stadt Dietikon unterstützt. Das Projekt richtet den Blick beziehungsweise das Ohr auf die akustische Qualität von öffentlichen Räumen.

Dazu werden verschiedene Ansätze erprobt, die eine aktive Auseinandersetzung mit der Umgebung und neue Bezüge zum Klang des unmittelbaren Lebensraumes ermöglichen. Dazu gehören geführte Klangspaziergänge und Klangwege, entlang welcher interessierte Personen selbstständig das Limmattal erfahren. Das Projekt ist eingebettet in die «Regionale 2025», die Ausstellungsplattform für innovative Projekte im Limmattal, die sich mit den aktuellen Herausforderungen und Potenzialen der Region beschäftigen.

Im Zusammenhang mit diesen Arbeiten setzt sich auch Björn Siegrist mit der akustischen Qualität im Limmattal - jedoch ohne Mikrofon - auseinander.

Links:

«Ruheorte.Hörorte. Akustische Qualität im Limmattal»
Regionale 2025

Dietikon Ausstellung Björn Siegrist Kunstfotografie Ausstellung Der Klang drückt und zieht in meinem Ohr Ruheorte. Hoerorte